Als der gelernte Landwirt den Betrieb von seinen Eltern vor über 40 Jahren übernahm, wurde auf sieben Hektar noch konventioneller Apfelanbau betrieben. Doch schon damals war Walters Denkweise ökologisch geprägt. Er beobachtet viel und praktiziert alternierendes Mulchen, um die Fauna zu schonen und sicherzustellen, dass immer blühende Kräuter zwischen den Baumreihen für die Insekten zur Verfügung stehen. Durch einen zufälligen Bericht im Fernsehen wird Walter dann vor knapp 20 Jahren auf die Permakultur aufmerksam. Der Obstbauer und seine Frau Rita waren sofort begeistert. Sie informieren sich, besuchen andere Permakulturhöfe und nehmen an Seminaren teil. Parallel dazu experimentieren sie im Hausgarten. 2002 wird dann der erste halbe Hektar mit konventionellen Äpfelbäumen gerodet und durch andere Bäume ersetzt. Es folgen weitere Umstrukturierungen, so dass heute eine Vielfalt aus fast 150 Sorten Äpfeln, Birnen, Kiwi, Marillen, Feigen, Indianerbananen und allerhand weiteren Früchten gedeiht.
Während unseres Gesprächs zückt Walter immer wieder sein Handy und zeigt mir zu den Orten, an denen wir gerade stehen, Fotos von den Anfängen - manchmal kann ich gar nicht glauben, welch üppiger Wandel sich innerhalb kürzester Zeit vollzogen hat.
Bei unserem Spaziergang entlang der Obstbäume weist Walter auf verschiedene Pflanzen, die um oder unter den Bäumen wachsen. Er muss ein bisschen suchen, bis er die orangenen Hokkaidokürbisse unter dem üppigen Gras findet. Etwas weiter runter in Richtung Fluss machen wir Halt an einem großen gemauerten Becken, das von einer Quelle mit Wasser gefüllt wird. Von hier aus kann per Schleusen und Rohre Wasser an alle Stellen der Obstwiese geleitet werden. Als Walter einen Schacht neben dem Becken öffnet, rettet er einen kleiner Käfer, der hilflos im Wasser schwimmt. „Das ist auch ein Nützling und in meinem Ökosystem für etwas gut.“ Wasser spielt eine große Rolle in der Permakultur, das ist für Walter ganz klar. Daher hat er zwei Naturteiche auf seiner Obstwiese integriert - für die Bewässerung, aber natürlich auch um Lebensraum für Flora und Fauna zu schaffen.
Die unbehandelte Ernte seiner Permakultur liefert der Bauer vom Paulwirterhof an insgesamt zwölf Geschäfte in der Umgebung von Marling, darunter der Biomarkt Naturalia mit Filialen in Meran und Bozen. Walter freut sich, dass die Abnehmer seine Ware schätzen und er einen fairen Preis dafür bekommt. Außerdem ist er nicht an strikte Lieferzahlen gebunden - er liefert, was er gerade hat. „Das Schöne an der Permakultur ist, dass kein Konkurrenzkampf zwischen den Bauern herrscht, sondern Freundschaft und das soziale Denken zählen.“ Diese Einstellung prägt auch die Denkweise des Landwirtes gegenüber den Tieren: Wenn er zum Beispiel eine Amsel sieht, dann freut er sich über sie, obwohl sie ihm den ein oder anderen Apfel anpickt. Aber auf der anderen Seite bringen ihm die Vögel ja auch wieder Nutzen. Sie fressen die Feigen, die er nicht geerntet hat. Würden diese am Baum bleiben und vergammeln, dann gäbe es vermehrt Essigfliegen, die dann wiederum die guten Feigen angreifen würden. Es ist ein Geben und Nehmen zwischen allen Elementen des Systems.