Dazu muss man sich ein bisschen die Entwicklung der europäischen Landwirtschaft angucken. Es wurde immer das Ziel verfolgt, möglichst viel zu produzieren, um den Nahrungsmittelbedarf in Europa zu sichern und gleichzeitig die Bevölkerung mit bezahlbaren Lebensmittel zu versorgen. Durch die Erfindung des Kunstdüngers und der Pflanzenschutzmittel wurde die Industrialisierung der Landwirtschaft in Gang gesetzt und angetrieben. Das führte dann dazu, dass massenhaft Überschüsse produziert wurden und es zu extremen Preiseinbrüchen kam. Die Subventionen sollten dazu beitragen, dass die Landwirte ein angemessenes Einkommen haben.
Auf der einen Seite sind viele landwirtschaftliche Betriebe seit Jahrzehnten extrem gewachsen und haben sich spezialisiert. Auf der anderen Seite hat die Liberalisierung des Weltmarktes dazu geführt, dass extrem viele Menschen aus der Landwirtschaft rausgedrängt wurden, Betriebe extrem rationalisiert und mechanisiert wurden und viele Höfe zum Aufgeben gezwungen waren. Wachsen oder Weichen, das war das Motto.
Heute wird immer noch eine Agrarpolitik betrieben, die dies forciert. Circa 40% des gesamten EU Budgets fliessen in den Agrarhaushalt und davon werden ungefähr 80% an gerade einmal 20% der Betriebe verteilt, da das Hauptkriterium für die Verteilung die Flächengröße ist. Dadurch wird natürlich weiterhin die Vergrößerung der Betriebe gefördert.
In den aktuellen Diskussionen um den Abschluss der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) fliessen nun auch Kriterien für die Verbesserung der Strukturen im ländlichen Raum mit ein. Dazu gehören beispielsweise Massnahmen zur Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung von Ökosystemen. Leider wird aber weiterhin der Großteil der Förderungen nach der Flächengröße vergeben und somit Großbetriebe bevorzugt gefördert. Die kleinen Betriebe sind am kämpfen und stehen unter extremen ökonomischem Druck. Im privaten Umfeld der Landwirte spielen sich täglich Dramen ab, viele Betriebe sind gewachsen, haben investiert und sind dadurch in einem Korsett drin, aus dem sie nicht mehr rauskommen, sie müssen funktionieren.
Ich persönlich würde die Subventionen aber nicht komplett abschaffen. Der Anspruch der Gesellschaft, dass Lebensmittel billig sein sollen, hat dazu geführt, dass die Produzenten der Lebensmittel unterstützt werden müssen. Sonst können sie nicht mehr existieren. Wir können also entweder die Preise für Lebensmittel stark nach oben schrauben, was aber wieder dazu führt, dass sich die flächenstarken Großbetriebe extrem bereichern können, oder wir schichten diese Agrarmittel um. Zum Beispiel könnten nur noch die ersten 20 Hektar gefördert werden und dann ist Schluss. Das wäre dann quasi eine Art Grundeinkommen für jeden Betrieb. Das könnte ein Schlüssel sein, um die Landwirtschaft zu verändern. Dadurch wäre das Verhältnis der Förderungen für große und kleine Betriebe ausgeglichener.
Auf jeden Fall müssen wir die Fördermittel aber noch viel radikaler an die Ökologisierung binden und sie nur vergeben, wenn ich mit meiner Landwirtschaft den Tierschutz, die Artenvielfalt und die Bodenfruchtbarkeit fördere.