Nachdem die Jungtiere abtransportiert sind, fahren wir zu einer der anderen Wiesen im Tal. Dort grasen gemütlich die 12 Original Braunen und Alexander begrüßt freundlich seine Herde. Zur ersten Kuh, an die er herangeht sagt er liebevoll „Ja, du bist eine Stolze! Aber auch eine kleine Zicke im Stall“, und streichelt ihr den Hals. Die Kühe futtern genüsslich in der Oktobersonne und wenn das Wetter sich hält, dann bleiben sie noch bis Mitte November hier draußen. Etwas weiter hinten am Hang zeigt mir der Kuhkenner Alexander seine Kuh Dorli. Sie ist sage und schreibe 14 Jahre alt und wird bald zum zwölften Mal kalben. Im Vergleich dazu: Im Durchschnitt bekommt eine europäische Hochleistungskuh nur zweieinhalb Mal in ihrem Leben ein Kalb, danach wird sie aussortiert. „Das ist auch ein Teil meiner ökonomischen Überlegungen. Diese Kuh ist topfit, warum sollte ich sie schlachten? Sie ist die Leitkuh und hilft mir, die Herde zu lenken. Sie hat die Aura einer Chefin.“
Nun möchte ich aber noch den Käse probieren, der immer wieder Preise gewinnt und von dem mir schon so viel vorgeschwärmt wurde. Preise wie den World Cheese Award, den Italian Cheese Award, dem International Organic Cheese Award oder auch der Goldmedaille bei der Olympiade der Käse, immer ist der Englhornkäse ganz vorne mit dabei. Alexander ist davon überzeugt, dass sein Käse einzigartig ist und das liegt vor allem an der Qualität der Milch und der besonderen Sorgfalt, mit der die Milch verarbeitet wird. Alexander verzichtet auf jegliches Pumpen, lieber zieht er die Milch in einem schweren Milchtank per Handwagen täglich vom Stall in die Käserei, denn würde die Milch maschinell in die Kessel befördert werden, würde dies die Milchqualität kompromittiert und die geschmacklichen Eigenschaften des Käses verändern. „Pumpen zerschlagen das Fett in der Milch und dadurch gibt es mehr freie Fette in der Milch. Wir haben die Käserei also so konzipiert, dass wir nie pumpen müssen. Es geht alles im Gefälle“, erklärt der Milchbauer. Die Kunden und Käsekenner sind begeistert von den drei Käsesorten, die in der kleinen Sennerei produziert werden: Der Weichkäse Arunda, der Schnittkäse Tella und den Hartkäse Rims - Alle benannt nach den Berggipfeln der umliegenden Sesvenna Gebirgsgruppe. Jährlich werden circa sieben Tonnen davon hergestellt. Zu wenig, wenn es nach den Abnehmern geht. Die Nachfrage ist groß, die Käserei könnte viel mehr Käse verkaufen, gern würden auch Feinkostläden über die Tore von Südtirol hinaus die drei Köstlichkeiten mit in ihr Sortiment aufnehmen. Aber hier bleibt sich Alexander seinen Prinzipien treu und beruht sich auf Regionalität für den Verkaufsradius. Knapp die Hälfte wird direkt am Hof verkauft, darüber hinaus werden ein paar lokale Hotels und Geschäfte beliefert und ein einziger Feinkosthändler vertreibt die Produkte regional. „Zwischen München und Mailand spielen sich 95% des Vertriebs ab. Mindestens 65% wird nur in Südtirol verkauft.“ Ich kann voll und ganz bestätigen, dass der Geschmack des Käses fantastisch ist und ich jeder der drei Sorten sofort auch eine Auszeichnung geben würde.